Aufräumen im Kopf

Kennt ihr das, wenn ihr arbeiten wollt – und euch dann erstmal aufräumt? Ich fühle mich oft so, wenn es ums Bloggen geht. Zu lange nichts geschrieben, zu lange vernachlässigt – liest das hier überhaupt noch jemand? Und dann muss ich zunächst so viel aktualisieren, die Technik updaten, alte Beiträge lesen, die gar nicht mehr aktuell sind. Also aufräumen. Danach vergesse ich zu schreiben.

So ähnlich fühlt sich mein Leben an. Immer ist irgendwas irgendwo aufzuräumen. Zu sortieren, zu klären, auf einer seeehr langen to-do-Liste. „Am Wochenende“, sage ich dann, und weiß genau, dass ich dazu nicht komme, weil dann wieder etwas anderes ansteht. Oder gerade nicht: Füße hochlegen und nichts arbeiten ist schließlich auch wichtig.

Loslassen. Das möchte ich.

Weil ich das Thema natürlich schon länger mit mir herumtrage und sich neuerdings noch andere Aspekte dazugesellt haben (chronische Kopfschmerzen, Depressionen – dazu in einem anderen Artikel), beschäftige ich mich seit einiger Zeit mit Achtsamkeit.

Meine ersten Begegnungen damit – zumindest erinnere ich es so – waren Achtsamkeitsspaziergänge. Ich fand es ein bisschen lustig, mit einem anderen Blick durch die Gegend zu laufen, auf Dinge wie besondere Bäume, ein hübsches Blatt oder irgendein anderes Detail zu achten. Den Blick bewusst auf etwas zu lenken, das sonst nicht in meinem Fokus steht.

Die Aufmerksamkeit fokussieren

Doch wenn ich ehrlich bin, hatte das nicht viel Erfolg. Zwar war ich ganz gut darin, besondere Kleinigkeiten im Alltag auszumachen. Doch regelmäßige Achtsamkeitsspaziergänge konnte ich nicht im Tagesplan unterbringen.

Als ich im Sommer diesen Jahres dann in einer Stress- und Kopfschmerzwelle landete und (endlich) auch Depressionen diagnostiziert wurden, beschloss ich mich dem Thema Achtsamkeit wieder zuzuwenden. Auf einem MBSR*-Seminar lernte ich verschiedene Techniken kennen und überlegte dann, wie ich sie in meinen Alltag integrieren konnte.

*MBSR bedeutet Mindfulness Based Stress Reduction, also "Stressreduktion durch Achtsamkeit". Ein Programm, das von dem US-amerikanischen Molekularbiologen Jon Kabat-Zinn entwickelt wurde. Bestandteile sind verschiedene Meditationstechniken, der Bodyscan sowie Yoga, entwickelt auf Grundlage der buddhistischen Achtsamkeitsmeditation. Mehr Infos gibts z.B. bei Wikipedia.

Sitzen, atmen, abschalten

Fester Bestandteil sind inzwischen Meditationen, die ich fast jeden Tag praktiziere. Meist kurz, für 10 Minuten, und unter Anleitung einer App (da es verschiedene gibt und ich nicht alle kenne, nenne ich hier keine Namen. Doch die kann man ja googlen). Das ist im Moment für mich leichter, denn die App hilft mir, mich immer wieder zu fokussieren, wenn ich abschweife. Und das tut man unweigerlich.

Der Anker bei der Meditation ist der eigene Atem. Zunächst, indem ich ihn beobachte – ohne ihn zu verändern. Doch andere Wege sind, etwas mehr in den Bauch zu atmen. Der Atem wird dann tiefer, die Lunge mehr gefüllt, und es gibt verschiedene Übungen, wie man z.B. danach langsamer ausatmet, mit mehreren Pausen zwischen Ein- und Ausatmung. Vielleicht kennt ihr das ja aus dem Yoga.

Ich bin keine Achtsamkeits-, Atem- oder Yogalehrerin, sondern gebe nur Erfahrungen weiter. Daher nur so viel: Mir hilft das. Beim Atmen den Körper mehr Raum zu geben, ihn besser mit Sauerstoff zu versorgen. Durch den Atem dem Körper Ruhe zu geben, wenn es stressig ist.

Frischekick für den Kopf

Wird das Hirn klarer? Ja, tatsächlich! Ich starte anders in den Tag, wenn ich meditiert habe. Natürlich noch besser, wenn sich eine Yogaeinheit anschließt. Doch natürlich passt das nicht immer zeitlich.

To-do-Listen erledigen sich natürlich auch nicht durchs Meditieren. Aber ich gehe gelassener an die Dinge, die erledigt werden müssen – oder kann besser priorisieren und entscheiden, was ich weglasse. Damit der Kopf klar bleibt.

Umleitungen und Baustellen

Mein Symbolbild für 2022: Ich verstehe es nicht. Die Beschriftung ist unlogisch. So war gefühlt auch das vergangene Jahr. Eines, in dem es Umleitungen gab, Dinge, die ich nicht verstanden habe – oder Baustellen im Leben. Der andauernde Corona-Zustand, Unsicherheiten, Veränderungen. Natürlich auch schöne Momente.

Doch – je älter ich werde? – der Jahreswechsel macht mich immer sentimentaler. Menschen sind gegangen, auch unser Kater Kalle. Das hinterlässt Lücken. Ich weiß noch nicht, wie ich neue Wege gehe. Einen neuen Job habe ich angenommen, einen alten weitergegeben – auch das hat was mit mir gemacht.

Es ist mehr Flohzirkus im Kopf als Ruhe, und all das kommt mit ins neue Jahr 2023.

Kommt gut hinein in das neue Jahr 2023!

Hilft beten?

Letzte Woche schrieb ich hier in meiner Kolumne für die „Kirche im NDR“ über Angst: Vor sich seltsam aufführenden Staatsmännern oder der zunehmenden Klimaproblematik. Und dass ich spüre, wie sehr mich solche Themen aufregen, die mich früher vielleicht gar nicht (so sehr) berührten.

Ich setzte mich mit der Frage auseinander, ob Bibelworte gegen diese Ängste helfen. Als Beispiel nenne ich: „Jesus sagt: ‚In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden‘.“ (Johannes 16,33)

Mein Fazit: Eigentlich möchte ich die Politiker, die Klimawandelleugner, die Verschieber, die „ich fahre-trotzdem-im-SUV“-Typen anschreien. Okay, das klingt vielleicht etwas aggressiv. Aber: Eine Klage, ein Gebet, ein mich-an-Gott-wenden, so spüre ich, würde mir da nicht weiterhelfen. Das möchte ich in diesem Artikel ausführen.

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Karfreitag

Karfreitag

Ein strahlend schöner Tag: Blauer Himmel, draußen zwitschern die Vögel, die Frühlingsblumen tun ihr bestes.

Aber: Es ist Karfreitag.

Wenn ich durch meine Social-Media-Timeline blättere, freut sich die eine Hälfte über den Feiertag. Ist unterwegs, verbringt das lange Wochende oder die Ferien am Meer, in den Bergen, draußen. Genießt das Wetter und die Zeit mit der Familie oder Freunden. Wünscht schon mal frohe Ostern.

Die andere Hälfte meiner Timeline ist gesammelt und betroffen, denn heute ist ja Karfreitag. Das sind hauptsächlich die aus dem kirchlichen Umfeld. Ich lese Trauergebete, sehe schwarze Statusmeldungen und Ankündigungen zu Andachten zur Sterbestunde Jesu.

Was für ein Gegensatz. Wie könnte er größer und sichtbarer aufeinanderprallen als an einem solchen Frühlingstag.

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Glaubensunsicher

Kloster | schokofisch.de

Als ich letztes Jahr für einen Videodreh in einem Kloster mit einem Pastor darüber sprach, wie man seine Spiritualität im Alltag einbaut, begann er: „Suchen Sie sich einen ruhigen Ort in der Wohnung.“

Katze oder innere Sammlung?

Mir dämmerte nach diesem ersten Satz: Das klappt nicht. Oder: nur bedingt. Ich lebe mit zwei Katern zusammen, die sehr anhänglich sind. Egal, ob ich lese, Yoga mache oder Fernsehen schaue: Sie hängen irgendwie auf mir rum. Möglichst beide. Das führt zu einer gewissen Bewegungsunfähigkeit – und schließt „gelebte Spiritualität“ aus.

Natürlich gibt es Zeiten, zu denen sie schlafen – meist vormittags, wenn ich arbeite. Mich nicht um spirituelle Themen kümmere. Zu anderen Zeiten müsste ich abwarten, bis sie schlafen, um innerlich zu werden. Kompliziert.

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